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Südtirol und seine Weine
Wann der Weinbau nach Südtirol kam, weiß man nicht genau, aber die am weitesten zurückreichenden Schätzungen sprechen von 2000 Jahren vor Christus. Allerdings: Jeder Autor will sich in der Geschichte selbst auch ein Denkmal setzten.... Ortsansässige Weinbauverbände, die sich mit diesem Thema auskennen, holen nicht so weit aus. Laut den Südtiroler Weinbauverbänden wurde das älteste Zeugnis vom in Stufels bei Brixen gefunden. Es handelt sich um ein Tongefäß mitTraubenkernen ( ca. 500 v. Chr. ). Als die Römer vor Christi Geburt in das Gebiet kamen, fanden sie einen bereits intakten Weinbau vor. In St. Magdalena und Überetsch soll vor über 2500 Jahren bereits ein Rebanbau betrieben worden sein. Südtirol ist das älteste Weinbaugebiet im deutschen Sprachraum. Die frühesten Funde jenseits der Alpen stammen erst aus nachchristlichen Jahrhunderten.
Durch die jahrhundertelange Zugehörigkeit des Landes zum Herzogtum Bayern wurde Südtiroler Wein in Bayern heimisch und zum Volksgetränk. Die Bayern sollen mehr Wein als Bier in dieser Zeit getrunken haben. Nachder gewaltsamen Entmachtung durch Karl den Großen kam das Land im Gebirge zum Frankenreich und schließlich zum Heiligen Reich Deutscher Nation. Die bayerischen Siedler waren jedoch schon sehr lang in Südtirol, bauten Wein an und sorgten dafür, dass dieser über den Brenner- und Reschenpaß nach Norden geschafft wurde. Um das Jahr 680 wurde der Name „Bozen“ zum ersten Mal in einer Urkunde erwähnt. Die Lagen-Namen „Schreckbichler“ und „Küchelberger“ wurden 1200 zum ersten mal Urkundlich erwähnt. Im Jahr 1220 war die Geburtsstunde des „Vinum de Caldero“ ( Wein aus Kaltern ). Im Jahr1379 wurden sie ersten Rebsortenweine durch eine kaiserlich verordnet. Die ersten waren „Vernatsch“ und „Malvasier“. Darauf folgten „ Lagrein, Traminer und Muskateller“. Die Landesherren trafen Regelungen für Handel und Ausschank des Weines. Der Gesetzgeber hat schon seit dem 14.Jahrhundert die Weinwirtschaft nicht mehr aus den Augen gelassen.
Übrigens: Im Jahr 1635 wurde das Bozner Messewesen durch ein landesfürstliches Statut geregelt, das den Boznern weitgehende Rechte einräumte.
Jüngere Geschichte: Während der vorletzten Jahrhundertwende betrug die Rebfläche um die 10.000 ha. Im Jahr 1910 waren es nur noch 9.000 ha. Durch den Zerfall der Donaumonarchie, die Teilung Tirols und die Angliederung an Italien stand das Etschland 1919 der Konkurrenz der riesigen italienischen Weinproduktion schutzlos gegenüber. Die Nordtiroler Konsumenten waren durch Zölle benachteiligt, die Österreich zum Schutz seiner eigenen Weine einführte. Heute stehen nur etwas über 5.000 ha Weingärten zur Verfügung. Gründe dafür sind vor allem in der starken Urbanisierung und der Umstellung auf den Obstbau zu finden.
Trotzder Walwege ( alte Bewässerungsanlagen in Rinnenform. Oberhalb derOrtschaft Schenna können beeindruckende Beispiele besichtigt werden.) wurde die erste Weinberg- Bewässerungsanlage 1927 installiert. Nachdem zweiten Weltkrieg fand die erste Bozner Weinkost 1947 statt. 1962 wurde die Obst- und Weinbauschule Laimburg gegründet und 1976 durch eine eigene Versuchanstalt für Weinbau erweitert. Mittlerweile gibt es ein Dutzend Verbände und Institutionen, die sich mit demThema Wein beschäftigen.
Anbaugebiete: Anbauflächen findet man im Vinschgau, der kleinsten Anbauregion mit 24.4 ha. Das Vinschgau ist das Gebiet zwischen Schlanders und Meran, eingeschlossen zwischen den Gletschern des Ortler im Süden und den Ötztaler Alpen im Norden. In fünf Gemeinden am Vinschgauer Sonnenberg wird Weinbau betrieben. Sieben weiße und zwei rote Sortenhaben D.O.C. Anerkennung ( Denominazione di Orgine Controllata. Seit1964 die italienische Ursprungsbezeichnung mit Vorschriften über Anbaugrenzen, Rebsorten und Ausbau des Weines ). Sorten sind Chardonnay, Gewürztraminer, Kerner, Müller Thurgau, Riesling, Silvaner, Veltliner.
Die nächstgrößere Anbauregion ist das Etschtal mit 48.3 ha. Die Weinanlagen liegen in einer Höhe von 250 bis 900 Metern und befinden sich zwischen Burgstall und Vilpian sowie auf der gegenüberliegenden Seite (das Gebiet um Nals). In diesem Gebiet werden allerdings mehr Apfelsorten als Wein produziert. Geographisch gehört ebenfalls auch das Gebiet um Meran mit seinen 177 ha dazu, weshalb auf vielen Etiketten noch der Begriff „Südtiroler Meraner“ zu finden ist. Hierwerden die Sorten Ruländer (Grauburgunder), Chardonnay, Vernatsch, sowie verschiedene Rebsorten für den Verschnitt des Etschtaler Weißweines angebaut.
Das Eisacktal, das sich über Brixen und Klausen entlang nach Bozen zieht, hat eine Rebfläche von 241 ha. Beim vorüberfahren der Autobahn kann man sich nur zu gut vorstellen, dass der Weinbau hier an seine Grenzen geht. Die Winzer nutzen nur noch die Winkel, wo die beste Sonneneinstrahlung ist. Hier wird fast ausschließlich Weißwein angebaut, doch dieser zählt zu Südtirols (Italiens) Besten. Die Genossenschaften, die an der alten Brennerstraße liegen, werden von den Kunden aus ganz Italien geradezu belagert, um sich einige Flaschen zu sichern. Rebsorten sind hier Gewürztraminer, Kerner, Müller Thurgau, Ruländer, Silvaner, Veltliner.
Trotzdem lohnt sich ein Abstecher in die Weindörfer, um sich vor Ort beim Winzer einzudecken. Die mühselige Hanglage der Weinberge hält die junge Generation häufig davon ab, den elterlichen Betrieb weiterzuführen. Die Arbeit in der Industrie bietet oft bessere Zukunftsaussichten und ist mühloser. Hier ist eine ähnliche Entwicklung zu beobachten wie in den deutschen Anbaugebieten Mittelrhein und Mosel.
Angrenzend an Bozen liegt das Gebiet Terlan, das zusammen mit Bozner Leiten und St. Magdalener 488.3 ha umfasst. Dieses Weinbaugebiet leidet wegen der Urbanisierung der Umgebung am meisten.. Terlan ist neben dem Eisacktal das zweite Weißweingebiet Südtirols. Hier hat sich die Schaumweinproduktion einen hervorragenden Namen gemacht. Es gibt keine Rebsortenvorschrift für die Schaumweinverfahren in Südtirol. Sollte jedoch keine Rebsortenangabe auf dem Etikett zu finden sein, muss 50% des Inhalts aus Weißburgunder oder Chardonnay bestehen. Rebsorten sind im Gebiet Terlan Weißburgunder, Silvaner, Sauvignon, Chardonnay, Müller Thurgau, Riesling. Bozner Leiten und St. Magdalener konzentrieren sich mehr auf den Vernatsch, Lagrein und den Blauburgunder. Von hier hat man auch einen schönen Blick auf die Landeshauptstadt.
Das größte Weinanbaugebiet von Südtirol ist Überetsch und das Unterland, es liegt von Bozen ausgesehen südlich, Richtung Trient. Hier stauen sich auch die Weintouristen im Gebiet Epan und am Kalterer See. Auf der gegenüberliegenden Seite um Auer, Neumarkt und Salurn hingegen sind die Ortschaften ruhiger. Am Abend scheint länger die Sonne und die Bewohner sind weniger gestresst. Ab Neumarkt wird es auch "italienischer“. Man kann sich zwar noch auf Deutsch unterhalten, doch ist dies dann ab Salurn fast schon nicht mehr möglich. Die Rotweine der Überetschseite sind vorwiegend aus der Vernatschtraube, die auf der gegenüberliegenden hingegen mehr aus den Burgundersorten. Der Blauburgunder (Pinot Noir) bringt in Neumarkt die besten Ergebnisse dieser Rebsorte. In Tramin, wo der Gewürztraminer eigentlich zu Hause ist, bringt es diese Sorte nur auf 239 ha, der Chardonnay ist auch hier auf dem Vormarsch und dies wird sich bei der Nachfrage in den kommenden Jahren gewiss noch verstärken. Der größte Anteil der Traminerproduktion befindet sich übrigens im Elsaß, ( dort wird kein Chardonnay angebaut), was seinen Bestand auch in Zukunft schützt.
In Überetsch und Unterland werden 4079 ha angebaut. Rebsorten sind hier neben den bereits genannten Weißweinsorten als rote Reben der Merlot, Cabernet und Cabernet Sauvignon, Blauburgunder, Vernatsch, Rosenmuskateller und Lagrein.
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